Ich habe kein Fieber mehr. Der Vormittag war trotzdem nicht doll, meine Sättigung nicht berauschend. Ab 11 Uhr fing sie zusätzlich an, extrem zu schwanken, von 92 auf 85 auf 79 auf 90 usw. Da ich mich dabei kaum bewegt habe, konnte man fehlerhafte Messungen durch Bewegungen eigentlich ausschließen.

Planmäßig hätten wir nachmittags Papa abgeholt und wären um 14.30 Uhr zur Kontrolle gefahren. Mutti hat mich kurzerhand schon um zwölf geschnappt und beim Doc vorgestellt.

Der fand mich auf den ersten Blick sehr krank, aber nicht soooo schlimm und auch nicht kränker als gestern. Ich habe kein Fieber, ein Herzecho ergab, daß ich von der Seite her keinerlei Probleme mache, aber die Sättigung...
Beim ersten Abhören hörte er nichts, beim zweiten Abhören dann doch. Also: Diagnose Pneumonie 1a bestätigt !

Mutti und der Doc haben sich auf eine letzte Gnadenfrist geeinigt. Nachmittags zuhause unter strenger Beobachtung in der Hoffnung, daß das Antibiotika beginnt anzuschlagen und ich mich bessere. Wenn nicht, dann sofort ins Krankenhaus, vor allem auch, wenn die Sättigung im Schlaf wieder so schlecht ist.

Zuhause habe ich kurzzeitig aufgedreht. Oma Neustadt war da und ich habe ruckzuck eine Flasche Milch ausgetrunken. Die Bodies, die sie mitgebracht hat, habe ich auch bewundert. (Ein Hoch auf Rentner-Omas, die morgens um 8 Uhr bei Aldi anstehen und Einzelstücke im Sonderverkauf ergattern !)

Und so schnell, wie Hochphase kam, so schnell ging sie auch wieder.

Die Sauerstoffsättigung ging konstant runter, Mutti hat meine gepackte Tasche geschnappt und los gings. Aber nicht, ohne vorher einen Abstecher zum Tierarzt zu machen, weil das Futter für den nierenkranken Harry alle war udn ich gestern schon den Zeitplan durcheinander gebracht und damit den Einkauf verhindert habe. 

Papa haben wir auf dem Rückweg eingesammelt und ich wurde in der Kinder-Notaufnahme vorgestellt:

"Hallo. Das ist Ole. Ole hat eine komplexe Vorgeschichte und ist hier bekannt. Er hat eine Lungenentzündung, die Sättigung ist Mitte der 80er, er ist dadurch sauerstoffpflichtig und wir möchten gerne auf der 49n einchecken. Wenns geht, Zimmer 7."

Die Schwester ist fast zusammengebrochen, da kam auch schon der diensthabende Arzt um die Ecke und begrüßte mich strahlend: "Hallo Ole !"
Es war der Arzt, der mich am 15.12.2009 von zuhause abgeholt und auf die Intensivstation gebracht hat.

Wir waren kaum im Untersuchungszimmer als Muttis Handy piepte. (Piepen funktioniert, sonst ist wie immer kein Empfang da). Anrufversuch meines Arztes. Eine Minute später kam die Schwester rein und reichte das Stationstelefon. Mein Arzt war dran, auf der Suche nach mir. Sehr praktisch ! So konnten die Dottores sich gleich austauschen. Ein toller Kundenservice von meinem Kardiologen. 

Aufgrund meiner Temperatur von 36 Grad und extrem kalten Händen und Füßen wurde die Blutabnahme und das Legen eines Zugangs für die intravenöse Antibiose zur Tortur. Die Schwester hat mir warme Wadenwickel gemacht, in der Hoffnung, daß ich dadurch spendabler werde. Der Arzt hat mit einer schicken Lampe im Dunkeln meine Hände durchleuchtet, in der Hoffnung, ein Gefäß zu finden. Nix.

Ich bin dann ohne Zugang auf die 49n gegangen. In der Notaufnahme wurde das Zimmer gebraucht, dort war die Hölle los. Verschlossen Der Prof. Dr. persönlich hat es dann im zweiten Versuch geschafft und ich habe mit Zugang das Zimmer 4 bezogen.

Der Prof. Dr., der mich seit meiner Geburt kennt, war auch süß. Verabschiedete sich strahlend mit den Worten: "Es war schön, sie (alle) mal wieder gesehen zu haben !" - Ja gut, aber nächstes Mal bitte unter anderen Umständen und schon gar nicht auf der 49i bitte...Zwinkernd 

Ein paar Löffelchen Brei hab ich auch gegessen. Und bevor ich einschlief, gings noch schnell zum Röntgen. Mutti mußte mit rein und mich festhalten. Dafür mußte sie so ein Bleiteil anziehen. Die ist so doof, meine Mutter. Zieht das Ding an wie eine Weste, so daß der Rücken geschützt ist und der Bauch frei. Und dann guckt sie doof aus der Wäsche, ob das sooo richtig sein kann !? Die Mädels haben sich totgelacht. Nein, natürlich nicht. Anders rum. Das Ding bindet man sich um wie eine Schürze, sonst ist es wirkungslos.

Direkt danach bin ich in meinem Bettchen eingeschlafen. Meine Eltern haben noch ein paar Sachen mit der Schwester besprochen u.a. meine Epilepsie. Sie haben die "großen, fiesen" Anfälle beschrieben. Alles war klar und in dem Moment habe ich einen Anfall wie aus dem Lehrbuch hingelegt. Die Schwester war beeindruckt. Puh.

Selbst bei diesem großen Anfall ging die Sättigung nur für 2-3 Sekunden um 3-4 Prozent runter. Wahnsinn. Im Sommer wurde ich nach den Anfällen ja sehr blaß und hatte garantiert ordentliche Sättigungsabfälle. Das ist nun nicht mehr so. Uff.

Nun hoffen wir noch, daß der Zugang 3 Tage hält, denn solange muß die Antibiose auf alle Fälle intravenös laufen...

Gute Nacht ! 


Ansage 

"Ich bin, was ich bin,
weil ich getan habe,
was ich getan habe."

 Elia Kazan (*1909 - 2003), US-amerikanischer Filmregisseur